Rund 250 Zuschauer haben sich am Mittwochabend rund um den Kunstrasenplatz neben dem Andernacher Freibad versammelt und einen heißen Pokalfight erleben können, der nach 120 Minuten beim Spielstand von 3:2 für den FC Cosmos Koblenz sein Ende gefunden hat. Herausgefordert wurde die siegreiche Mannschaft von Trainer Yusuf Emre Kasal vom Fußball-Rheinlandligisten SG 99 Andernach. Die Heimmannschaft, trainiert von Kim Kossmann, bot dem favorisierten Fußball-Oberligisten einen heißen Kampf und konnte zwei Rückstande egalisieren, geriet dann aber doch noch kurz vor dem Elfmeterschießen ein drittes Mal in Rückstand und konnte nicht mehr reagieren. Sicher haben die Bäckerjungen auch davon profitiert, dass die Cosmonauten nach einem frühen Platzverweis (21.) für Serdar Arslan fast 100 Minuten in Überzahl gespielt haben und somit lange Zeit auf Augenhöhe agiert. Während die SG 99 für die restliche Spielzeit den Fokus auf die Meisterschaftsrunde legen kann, müssen die Schützlinge von Yusuf Emre Kasal weiterhin mit der Doppelbelastung auskommen. In der nächsten Pokalrunde, dem Achtelfinale, wird mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wieder ein schwerer Brocken warten. Ausgelost ist diese Runde noch nicht, über die Bühne soll sie aber noch im Kalenderjahr 2025 gehen.
Der Fußball-Oberligist aus Koblenz hat sich von Beginn an auf eine Mannschaft eingestellt, die an diesem Abend unter Flutlicht in der Rolle des Außenseiters die Sensation schaffen möchte. Dazu gehört zum einen das mannschaftlich geschlossene Verteidigen, denn der Hauptfokus liegt eben auf dem Spiel gegen den Ball. Zum anderen muss der Außenseiter dann aber, sobald es Ballgewinne gibt, schnell umschalten und den Favoriten dadurch zum Verteidigen zwingen. Hinzu kommt, dass auch Standardsituationen immer eine Waffe sein können. Und genauso präsentierte sich die klassentiefere SG 99 auch, bis sich die Dynamik des Spiels durch ein mit der Roten Karte bestraftes Foulspiel komplett auf den Kopf gestellt wurde. Es lief die 21. Minute, als der Koblenzer Serdar Arslan mit sehr hohem Bein in einen Zweikampf ging und den Andernacher Gian Luca Dolon am Kopf traf. Schiedsrichter Niclas Berg zeigte dem Cosmos-Spieler für dieses Einsteigen zurecht die Rote Karte (21.). Für den Favoriten hat sich durch die Unterzahl im Spiel gegen den Ball wenig geändert, das eigene Offensivspiel stand aber vor einer Herausforderung. Cosmos-Trainer Kasal analysierte: „Defensiv hat sich für uns gar nicht viel verändert. Wir haben kompakt verteidigt und waren nicht einfach auszuspielen. Nach vorn war es da schon schwieriger, die Anspieloptionen zu finden, weil ein Mann fehlte. Aber wir wussten, dass wir mit zunehmender Spielzeit unsere Umschaltsituationen bekommen werden.“ Diese gab es dann in der Folge und brachten schlussendlich auch das Weiterkommen, doch zur Pause stand es in Andernach 0:0.
Für die Andernacher ging es nach einer kurzen Besprechung in der Halbzeitpause im zweiten Spielabschnitt darum, mögliche Konterchancen effektiv auszuspielen, aber nicht allzu viel Risiko zu gehen. Trainer Kossmann begründete dies: „Viel Qualität hat Cosmos auch zu zehnt noch. Ich weiß nicht, wie viele ehemalige Drittligaspieler und was weiß ich sonst noch gegen unsere 18-, 19-jährigen Bübchen auf dem Platz standen. Es dauerte übrigens bis zur 85. Minute, ehe die Zuschauern den ersten Treffer des Tages sehen konnten. Die Cosmonauten schafften es nämlich, in Unterzahl in Führung zu gehen. Es war der frisch eingewechselte Joker Taha Aksu, der alleine vor Andernachs Torwart Luca Jordi Bolz auftauchte und zum 1:0 traf. Dennoch gaben sich die Andernacher nicht auf und konnten sich dafür tief in der Nachspielzeit noch belohnen. Filip Reintges wurde im Strafraum der Gäste freigespielt und dann von Cosmos-Torhüter Romaric Grenz elfmeterreif gefoult. Den fälligen Strafstoß verwandelte SG-Abwehrchef Philipp Schmitz sicher (90+6.). Mit dem Spielstand von 1:1 ging es dann für beide Mannschaften in die 30-minütige Verlängerung, die es in sich hatte.
In der Nachspielzeit legte der favorisierte Oberligist, der mittlerweile mehr als eine Stunde in Unterzahl agierte, ein zweites Mal vor. Es ist ein Einwurf gewesen, der auf den am langen Pfosten lauernden Joker Kelvin Lunga verlängert wurde. Der wieder genesene Torjäger ließ sich nicht zweimal bitten und brachte seine Mannschaft zum zweiten Mal in Führung (97.). Doch auch in der Verlängerung benötigten die Andernacher Schützlinge nicht lange, um den erneuten Ausgleich zu erzielen. Nach einer präzisen Flanke von Abwehrchef Schmitz ist es der vom SV Oberzissen gekommene Mittelstürmer Tim Esten gewesen, der den Ball zum 2:2-Ausgleich ins Tor schädelte (100.). Als sich die große Mehrheit der Zuschauer schon auf ein mögliches Elfmeterschießen eingestellt hatten, zeigte der vom FC Rot-Weiss Koblenz verpflichtete Außenverteidiger Sota Matsui seine Übersicht und schickte Benko Sabani in die Tiefe. Für den Mittelfeldstrategen war es dann ein Kinderspiel, den Andernacher Torhüter mit einem Lupfer zu überwinden. Der Treffer zum 3:2 (119.) war dann auch der Siegtreffer für den FC Cosmos, der sich nun im Achtelfinale gegen einen noch nicht ausgelosten Gegner behaupten möchte.
Andernachs Trainer Kim Kossmann hatte sich vor diesem Duell unter Flutlichtatmosphäre ein Fußballfest gewünscht und hat dies im Großen und Ganzen auch bekommen. Trotz dem Ausscheiden war der Übungsleiter stolz auf sein Team: „Wir haben dem hohen Favoriten einen großen Fight geliefert. In den entscheidenden Momenten war Cosmos besser und abgezockter“. Für die Bäckerjungen liegt der Fokus nun komplett auf der Meisterschaftsrunde in der Fußball-Rheinlandliga. Bereits am Samstag spielen die Bäckerjungen ab 14 Uhr gegen den VfB Wissen. Cosmos-Trainer Yusuf-Emre Kasal war nach dem hart erkämpften Weiterkommen ganz froh und sah in der Roten Karte einen Moment, der seinem Team noch lange weiterhelfen wird: „Man sucht im Sport ja immer nach Schlüsselmomenten. Heute das könnte so einer sein. Wir haben über 20 neue Spieler geholt, die bislang noch keine besonderen gemeinsamen Erlebnisse auf dem Platz hatten. Dieser Sieg könnte etwas auslösen.“ Im Achtelfinale des Fußball-Rheinlandpokals können die Cosmonauten auf die Ligakonkurrenten FV Engers, TuS Koblenz, FC Emmelshausen-Karbach und FC Rot-Weiss Koblenz sowie auf den Fußball-Regionalligisten SV Eintracht Trier treffen. Aber auch die Fußball-Rheinlandligisten FC Bitburg, Ahrweiler BC, VfB Linz, SG Hochwald und FV Hunsrückhöhe sind mögliche Gegner. Hinzu kommen die Fußball-Bezirksligisten FSV Salmrohr, SV Oberzissen, TuS Burgschwalbach, SG 06 Betzdorf und SG Hundsangen. Der Gegner im nächsten Meisterschaftsspiel hingegen steht schon fest – es ist der Mitaufsteiger FV Dudenhofen, der am Sonntag, 12. Oktober, ab 16 Uhr zu Gast im Stadion Oberwerth sein wird.
Bildquelle: SG 99 Andernach / FC Cosmos Koblenz