Jörn Janssen durfte den Fußballsport nicht nur aus unzähligen Facetten und Sichtweisen kennenlernen, sondern auch viele Erinnerungen sammeln, die er nie mehr in seinem Leben vergessen wird. Der heute 48-Jährige hat beim SV Leubsdorf erstmals gegen den Ball getreten und dann aufgrund eines Umzugs bis zur U19 für den SV Vettelschoss gespielt, ehe er aufgrund seines Trainers den Spaß am Kicken verloren hat. In der Folgezeit hat sich der Musikliebhaber dann als Trainer ausprobiert und auch als Sportlicher Leiter seine Erfahrungen gemacht. Und weil Janssen sich schnell für Dinge begeistern kann, entschied er sich dazu, die SV Vettelschoss als Schiedsrichter zu unterstützen. Bis heute pfeift der Vertriebsassistent Spiele im Kreisligageschäft. Seit Februar diesen Jahres hat er noch den Posten des Jugendleiters bei der SG 99 Andernach inne und kümmert sich um die nachhaltige Entwicklung der Bäckerjungen. Im exklusiven Interview spricht Jörn über seine verschiedenen Rollen im Fußballsport und erzählt Anekdoten. Darüber hinaus nennt er seine Ziele, um den Andernacher Jugendfußball nachhaltig aufzustellen und berichtet, warum ein Derby auf Asche für ihn die Kreisliga ausmacht. Am Ende begründet er noch, warum man nur im Team erfolgreich sein kann und beschreibt seine sportlichen Ziele für die nahe Zukunft als Schiedsrichter. Viel Spaß beim Lesen.
Das-Run.de: Hallo Jörn, herzlich willkommen zum Interview. Stelle dich zu Beginn gerne einmal kurz vor.
Jörn Janssen: Hallo, vielen Dank für die Interviewanfrage. Seit nunmehr 48,5 Jahren höre ich auf den seltenen Vornamen Jörn. Ich bin seit Februar 2025 Jugendleiter der SG 99 Andernach und hauptberuflich als Vertriebsassistent bei einer Versicherung tätig. Neben der Schiedsrichterei sind Motorrad fahren und meine Familie meine Hobbies. Als sportliches Vorbild habe ich als Jugendlicher immer Lothar Matthäus gesehen, obwohl ich mit dem FC Bayern so gar nichts am Hut hatte und auch heute noch habe.
Das-Run.de: Jörn, wie bist du denn eigentlich zum Fußball gekommen?
Jörn Janssen: Eher zufällig. 1985 zogen meine Eltern beruflich von Wuppertal in ein kleines Dorf am Mittelrhein mit dem Namen Leubsdorf. Wir wohnten im vorletzten Haus des Ortes. Es war dort auf den Straßen nichts los – außer an Sonntagen. Dann fuhren nämlich massig Autos vorbei zum 300 Meter entfernten Sportplatz. Hier habe ich dann erstmals gegen den Ball getreten. Ab 1987, wir zogen nach Vettelschoss, war ich in der Jugend des SV Vettelschoss. Dort habe ich dann bis zur A-Jugend gespielt. Der damalige Trainer mochte mich nicht und ich ihn nicht. Meine Karriere endete dann trotz Spiele in der Kreisauswahl und Co.
Das-Run.de: Erzähl uns von deiner Spielerkarriere. Welche Vereine hattest du? Was waren prägende Momente?
Jörn Janssen: Wie schon erwähnt, offiziell spielte ich beim SV Vettelschoss und durfte dreimal beim damaligen Fußball-Oberligisten FV Bad Honnef mit trainieren. Das passte aber zeitlich alles nicht. Prägend war ein Spiel in der C-Jugend. Ich meine, wir spielten in der Junioren-Bezirksliga irgendwo im Westerwald. Zwei Freunde unserer Trainer brachten uns dorthin. Wir standen mit Trikots und Co. einsam und verlassen, zogen uns um und spielten. Ohne Trainer. Es fragte auch niemand. Als Kapitän sagte ich dem Trainer des Gastgeber, dass unser Trainer auf WC sei. Wir spielten wie noch nie. Zur Pause führten wir 2:0. Dann kam unser Trainer, der sich unseren Kick ansah und kaum begreifen konnte, dass wir mit 5:1 als Sieger vom Platz gingen. Ich meine es war in Steinefrenz, zumindest habe ich in dem Zusammenhang den Ort immer im Kopf (lacht).
Das-Run.de: Jörn, was für ein Spielertyp bist du gewesen?
Jörn Janssen: Oh. Ein Motzkopf. Ich habe einmal die Gelbe Karte bekommen fürs Meckern. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Ich war der klassische Spielmacher. Ich war sehr schnell, hatte eine gute Übersicht und einen ziemlich harten Schuss. Wir lernten damals, aus allen Positionen zu schießen. Das konnte ich. Wenn andere abstaubten habe ich meine Buden aus 20 Meter gemacht. Mein Vorbild war eben Lothar Matthäus. So habe ich dann auch versucht zu spielen.
Das-Run.de: Nach deiner Spielerkarriere wurdest du dann Trainer. Wie ist es dazu gekommen? Was macht dir dabei Spaß?
Jörn Janssen: Einer meiner Söhne wollte Fußball spielen. Ich war beim ersten Training mit dabei und ein Vereinsverantwortlicher erzählte, dass ein Trainer fehlt. Eine Woche später stand ich mit 13 E-Junioren auf dem Feld. Ich habe diese Truppe bis zum Saisonende begleitet und dann noch bis zum zweiten Jahr D-Junioren mit meinen geschätzten Trainerkollegen Michael Stoffels und André Vogel das Team begleitet. Dann wurde mir das zeitlich zu viel.
Das-Run.de: Welcher Verein ist das denn gewesen?
Jörn Janssen: Mein Intermezzo als Trainer hatte ich bei der JSG Wiedtal. Dazu gehört unter anderem der SV Roßbach/Verscheid.
Das-Run.de: Heutzutage kennen dich viele Fußballfans als Schiedsrichter. Wie wurdest du denn Schiedsrichter?
Jörn Janssen: Eher zufällig muss ich sagen. Ich war als Jugendleiter im Wiedtal tätig und auf einer Vorstandssitzung wurde mitgeteilt, dass es zu wenig Schiris gibt. Ich habe spontan zugesagt, das zu machen. Ich habe zwar zwischenzeitlich den Verein als Schiedsrichter gewechselt (aktuell pfeift Jörn für den VfB Linz, Anmerkung der Redaktion), pfeife aber dennoch unheimlich gerne.
Das-Run.de: In welchen Spielklassen pfeifst du denn?
Jörn Janssen: Ich pfeife diese Saison nur bis zur Fußball-Kreisliga B. Den Lauftest für die A-Klasse konnte ich aus Urlaubsgründen nicht machen, den Wiederholungstest aus beruflichen Gründen nicht. Das macht aber auch nichts. Der Ball ist auch in den unteren Spielklassen rund und auch hier werden souveräne Schiedsrichter benötigt. Im Jugendbereich habe ich in der Tat in der laufenden Saison nicht so viel Einsätze. Dennoch pfeife ich auch dort gerne und erkläre den Jugendlichen auch, warum ich etwas gepfiffen habe. Das kommt bei denen gut an. Kommunikation ist nämlich wichtig.
Das-Run.de: Und was waren deine Highlights in deiner Karriere als Schiedsrichter?
Jörn Janssen: Drei Highlights gab es für mich in meiner Schiedsrichterlaufbahn. Zum einen im Jahr 2024, ich durfte als Schiri beim Benefizkick der Traditionsteams SV Darmstadt 98 gegen SV Wehen Wiesbaden pfeifen. Des Weiteren durfte ich ein Spiel im Kreis Wuppertal/Niederberg zwischen dem SC Uellendahl und Breite Burschen Barmen pfeifen. Nicht zu vergessen ist das Kreisliga C-Derby vor mehr als 400 Zuschauern zwischen dem SV Leubsdorf und dem SC Dattenberg. Das war wirklich Gänsehaut. Die Zuschauer haben Pyrotechnik gezündet und für echte Stadionatmosphäre gesorgt. Dazu wurde das Duell auf einem Ascheplatz ausgetragen. Alles in allem wahre Werbung für den Kreisligafußball.
Das-Run.de: Neben der Schiedsrichterei bist du mittlerweile seit Februar als Jugendleiter bei der SG 99 Andernach tätig. Du folgst auf Louis Hild und übernimmst den männlichen Nachwuchs. Wie kam es zu diesem Engagement?
Jörn Janssen: Eher zufällig kam es zum Engagement. Patrick Reis, Trainer der Andernacher B-Junioren, mit dem ich seit Jahren ein gutes Verhältnis pflege, fragte eher als Witz an, ob ich da keine Lust zu hätte, weil Louis aus familiären Gründen aufhört. Zuerst habe ich den berühmten Vogel gezeigt, nach etwas Überlegung aber dann doch lange Telefonate mit Louis Hild und dem zweiten Vorsitzenden und Trainer der Männermannschaft, Kim Kossmann, geführt. Irgendwann war es dann soweit und ich habe das Heft in die Hand genommen. Ich habe aber auch direkt erklärt, dass ich nicht am Spielfeldrand stehe, sondern alles hinter den Kulissen regeln werde. Ich wohne bei Waldbreitbach, also nicht eben mal nebenan.
Das-Run.de: Jörn, was sind denn deine Aufgaben als Jugendleiter der Bäckerjungen?
Jörn Janssen: Ich mache alles das, wozu das Trainerteam keine Zeit hat. Ich schaue nach Spielberechtigungen, Spielberichten, verlege Spiele, stehe im Kontakt mit anderen Vereinen, die gerne Jugendliche einladen würden zum Probetraining. Zudem versuche ich einige Dinge, die Louis nach seinem Muster gemacht hat, für mich einfacher zu gestalten. Louis hat gute Arbeit geleistet, doch ich muss mir als Außenstehender alles nach und nach für mich richten. Die SG 99 Andernach ist gut aufgestellt, hier macht jeder einen guten Job.
Das-Run.de: Was sind deine Ziele als Jugendleiter der Bäckerjungen?
Jörn Janssen: Ich möchte, dass die SG 99 Andernach nicht nur im Bereich der A- und B-Junioren überregional spielt. Ab der D-Jugend gehört für mich ein Verein in der Größe zum überregionalen Fußball dazu. Die Jugend-Bezirksliga als Spielklasse ist für mich das Mindeste, die Jugend-Rheinlandliga wäre noch besser. Wir haben eine gute Sportanlage, auch wenn es zwischendurch bei der Menge an Menschen kuschelig eng wird und haben tolle Menschen im Vorstand und auch drumherum. Jeder will anpacken. Ich habe mit den Jugendtrainern tolle Trainer und Betreuer kennengelernt. Hier können wir gemeinsam wachsen.
Das-Run.de: Jörn, lass uns nochmal auf dich als Sportsmann schauen. Du bist Spieler gewesen, hast als Trainer Erfahrungen gesammelt, pfeifst Spiele und kümmerst dich jetzt um den Andernacher Nachwuchs. Welche Momente prägen dich?
Jörn Janssen: Wie ich erwähnte, hatte ich in der A-Jugend einen sehr gewöhnungsbedürftigen Trainer. Der schoss den Ball 20 Meter über das Tor und ich musste ihn holen. Ich war ab der E-Jugend immer Stammspieler, habe im Derby gegen das Nachbardorf mit 39 Grad Fieber und Röteln gespielt, um mein Team zu supporten. Dann kommt so ein Trainer, der die Lust am Fußball nimmt? Das werde ich nie vergessen, so darf kein Trainer sein. Ansonsten erinnere ich mich noch an ein Pokalspiel, in dem ich in der letzten Minute beim Spielstand von 1:2 einen Elfmeter schießen musste. Ich war mir sehr sicher, ballerte den Ball aber neben das Tor. Ich habe mich geschämt, aber das gesamte Team kam. Wir haben gemeinsam verloren, weil wir bei beiden Gegentoren gepennt haben. Seitdem weis ich: United we stand.
Das-Run.de: Und zu guter Letzt noch die Frage nach der Zukunft deiner sportlichen Karriere. Wie soll es weitergehen?
Jörn Janssen: Erstmal möchte ich die Schiri-Saison verletzungsfrei beenden. Dann möchte ich den Lauftest für die A-Klasse machen und auch in der kommenden Saison ohne Verletzungen bleiben. Ab einem gewissen Alter merkt man es nämlich, wenn man zwei oder drei Spiele an einem Wochenende gepfiffen hat. Solange meine Knochen das mitmachen, pfeife ich weiter. Ein Ziel ist es, spätestens in der kommenden Saison, mit meinem geschätzten Schiri-Kollegen Marcus Diethert (pfeift für den VfL Oberbieber, Anmerkung der Redaktion) und einem weiteren Kollegen im Gespann eine Partie zu leiten. Marcus ist, auch wenn er gleich alt ist, noch mehr in Bewegung auf dem Feld. Ich gehe freiwillig an die Linie.
Das-Run.de: Jörn, dann bedanken wir uns bei dir für deine Zeit und das wirklich tolle und vor allem thematisch facettenreiche Interview. Wir wünschen dir als Schiedsrichter weiterhin gut Pfiff und als Jugendleiter der SG 99 Andernach viele nachhaltige Entscheidungen. Jörn Janssen: Vielen Dank für die Anfrage und die Möglichkeit, mit euch ein Interview zu führen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, wir sehen uns mal auf einem der vielen Sportplätze.
Das-Run.de: Hallo Jörn, herzlich willkommen zum Interview. Stelle dich zu Beginn gerne einmal kurz vor.
Jörn Janssen: Hallo, vielen Dank für die Interviewanfrage. Seit nunmehr 48,5 Jahren höre ich auf den seltenen Vornamen Jörn. Ich bin seit Februar 2025 Jugendleiter der SG 99 Andernach und hauptberuflich als Vertriebsassistent bei einer Versicherung tätig. Neben der Schiedsrichterei sind Motorrad fahren und meine Familie meine Hobbies. Als sportliches Vorbild habe ich als Jugendlicher immer Lothar Matthäus gesehen, obwohl ich mit dem FC Bayern so gar nichts am Hut hatte und auch heute noch habe.
Das-Run.de: Jörn, wie bist du denn eigentlich zum Fußball gekommen?
Jörn Janssen: Eher zufällig. 1985 zogen meine Eltern beruflich von Wuppertal in ein kleines Dorf am Mittelrhein mit dem Namen Leubsdorf. Wir wohnten im vorletzten Haus des Ortes. Es war dort auf den Straßen nichts los – außer an Sonntagen. Dann fuhren nämlich massig Autos vorbei zum 300 Meter entfernten Sportplatz. Hier habe ich dann erstmals gegen den Ball getreten. Ab 1987, wir zogen nach Vettelschoss, war ich in der Jugend des SV Vettelschoss. Dort habe ich dann bis zur A-Jugend gespielt. Der damalige Trainer mochte mich nicht und ich ihn nicht. Meine Karriere endete dann trotz Spiele in der Kreisauswahl und Co.
Das-Run.de: Erzähl uns von deiner Spielerkarriere. Welche Vereine hattest du? Was waren prägende Momente?
Jörn Janssen: Wie schon erwähnt, offiziell spielte ich beim SV Vettelschoss und durfte dreimal beim damaligen Fußball-Oberligisten FV Bad Honnef mit trainieren. Das passte aber zeitlich alles nicht. Prägend war ein Spiel in der C-Jugend. Ich meine, wir spielten in der Junioren-Bezirksliga irgendwo im Westerwald. Zwei Freunde unserer Trainer brachten uns dorthin. Wir standen mit Trikots und Co. einsam und verlassen, zogen uns um und spielten. Ohne Trainer. Es fragte auch niemand. Als Kapitän sagte ich dem Trainer des Gastgeber, dass unser Trainer auf WC sei. Wir spielten wie noch nie. Zur Pause führten wir 2:0. Dann kam unser Trainer, der sich unseren Kick ansah und kaum begreifen konnte, dass wir mit 5:1 als Sieger vom Platz gingen. Ich meine es war in Steinefrenz, zumindest habe ich in dem Zusammenhang den Ort immer im Kopf (lacht).
Das-Run.de: Jörn, was für ein Spielertyp bist du gewesen?
Jörn Janssen: Oh. Ein Motzkopf. Ich habe einmal die Gelbe Karte bekommen fürs Meckern. Ich habe Rotz und Wasser geheult. Ich war der klassische Spielmacher. Ich war sehr schnell, hatte eine gute Übersicht und einen ziemlich harten Schuss. Wir lernten damals, aus allen Positionen zu schießen. Das konnte ich. Wenn andere abstaubten habe ich meine Buden aus 20 Meter gemacht. Mein Vorbild war eben Lothar Matthäus. So habe ich dann auch versucht zu spielen.
Das-Run.de: Nach deiner Spielerkarriere wurdest du dann Trainer. Wie ist es dazu gekommen? Was macht dir dabei Spaß?
Jörn Janssen: Einer meiner Söhne wollte Fußball spielen. Ich war beim ersten Training mit dabei und ein Vereinsverantwortlicher erzählte, dass ein Trainer fehlt. Eine Woche später stand ich mit 13 E-Junioren auf dem Feld. Ich habe diese Truppe bis zum Saisonende begleitet und dann noch bis zum zweiten Jahr D-Junioren mit meinen geschätzten Trainerkollegen Michael Stoffels und André Vogel das Team begleitet. Dann wurde mir das zeitlich zu viel.
Das-Run.de: Welcher Verein ist das denn gewesen?
Jörn Janssen: Mein Intermezzo als Trainer hatte ich bei der JSG Wiedtal. Dazu gehört unter anderem der SV Roßbach/Verscheid.
Das-Run.de: Heutzutage kennen dich viele Fußballfans als Schiedsrichter. Wie wurdest du denn Schiedsrichter?
Jörn Janssen: Eher zufällig muss ich sagen. Ich war als Jugendleiter im Wiedtal tätig und auf einer Vorstandssitzung wurde mitgeteilt, dass es zu wenig Schiris gibt. Ich habe spontan zugesagt, das zu machen. Ich habe zwar zwischenzeitlich den Verein als Schiedsrichter gewechselt (aktuell pfeift Jörn für den VfB Linz, Anmerkung der Redaktion), pfeife aber dennoch unheimlich gerne.
Das-Run.de: In welchen Spielklassen pfeifst du denn?
Jörn Janssen: Ich pfeife diese Saison nur bis zur Fußball-Kreisliga B. Den Lauftest für die A-Klasse konnte ich aus Urlaubsgründen nicht machen, den Wiederholungstest aus beruflichen Gründen nicht. Das macht aber auch nichts. Der Ball ist auch in den unteren Spielklassen rund und auch hier werden souveräne Schiedsrichter benötigt. Im Jugendbereich habe ich in der Tat in der laufenden Saison nicht so viel Einsätze. Dennoch pfeife ich auch dort gerne und erkläre den Jugendlichen auch, warum ich etwas gepfiffen habe. Das kommt bei denen gut an. Kommunikation ist nämlich wichtig.
Das-Run.de: Und was waren deine Highlights in deiner Karriere als Schiedsrichter?
Jörn Janssen: Drei Highlights gab es für mich in meiner Schiedsrichterlaufbahn. Zum einen im Jahr 2024, ich durfte als Schiri beim Benefizkick der Traditionsteams SV Darmstadt 98 gegen SV Wehen Wiesbaden pfeifen. Des Weiteren durfte ich ein Spiel im Kreis Wuppertal/Niederberg zwischen dem SC Uellendahl und Breite Burschen Barmen pfeifen. Nicht zu vergessen ist das Kreisliga C-Derby vor mehr als 400 Zuschauern zwischen dem SV Leubsdorf und dem SC Dattenberg. Das war wirklich Gänsehaut. Die Zuschauer haben Pyrotechnik gezündet und für echte Stadionatmosphäre gesorgt. Dazu wurde das Duell auf einem Ascheplatz ausgetragen. Alles in allem wahre Werbung für den Kreisligafußball.
Das-Run.de: Neben der Schiedsrichterei bist du mittlerweile seit Februar als Jugendleiter bei der SG 99 Andernach tätig. Du folgst auf Louis Hild und übernimmst den männlichen Nachwuchs. Wie kam es zu diesem Engagement?
Jörn Janssen: Eher zufällig kam es zum Engagement. Patrick Reis, Trainer der Andernacher B-Junioren, mit dem ich seit Jahren ein gutes Verhältnis pflege, fragte eher als Witz an, ob ich da keine Lust zu hätte, weil Louis aus familiären Gründen aufhört. Zuerst habe ich den berühmten Vogel gezeigt, nach etwas Überlegung aber dann doch lange Telefonate mit Louis Hild und dem zweiten Vorsitzenden und Trainer der Männermannschaft, Kim Kossmann, geführt. Irgendwann war es dann soweit und ich habe das Heft in die Hand genommen. Ich habe aber auch direkt erklärt, dass ich nicht am Spielfeldrand stehe, sondern alles hinter den Kulissen regeln werde. Ich wohne bei Waldbreitbach, also nicht eben mal nebenan.
Das-Run.de: Jörn, was sind denn deine Aufgaben als Jugendleiter der Bäckerjungen?
Jörn Janssen: Ich mache alles das, wozu das Trainerteam keine Zeit hat. Ich schaue nach Spielberechtigungen, Spielberichten, verlege Spiele, stehe im Kontakt mit anderen Vereinen, die gerne Jugendliche einladen würden zum Probetraining. Zudem versuche ich einige Dinge, die Louis nach seinem Muster gemacht hat, für mich einfacher zu gestalten. Louis hat gute Arbeit geleistet, doch ich muss mir als Außenstehender alles nach und nach für mich richten. Die SG 99 Andernach ist gut aufgestellt, hier macht jeder einen guten Job.
Das-Run.de: Was sind deine Ziele als Jugendleiter der Bäckerjungen?
Jörn Janssen: Ich möchte, dass die SG 99 Andernach nicht nur im Bereich der A- und B-Junioren überregional spielt. Ab der D-Jugend gehört für mich ein Verein in der Größe zum überregionalen Fußball dazu. Die Jugend-Bezirksliga als Spielklasse ist für mich das Mindeste, die Jugend-Rheinlandliga wäre noch besser. Wir haben eine gute Sportanlage, auch wenn es zwischendurch bei der Menge an Menschen kuschelig eng wird und haben tolle Menschen im Vorstand und auch drumherum. Jeder will anpacken. Ich habe mit den Jugendtrainern tolle Trainer und Betreuer kennengelernt. Hier können wir gemeinsam wachsen.
Das-Run.de: Jörn, lass uns nochmal auf dich als Sportsmann schauen. Du bist Spieler gewesen, hast als Trainer Erfahrungen gesammelt, pfeifst Spiele und kümmerst dich jetzt um den Andernacher Nachwuchs. Welche Momente prägen dich?
Jörn Janssen: Wie ich erwähnte, hatte ich in der A-Jugend einen sehr gewöhnungsbedürftigen Trainer. Der schoss den Ball 20 Meter über das Tor und ich musste ihn holen. Ich war ab der E-Jugend immer Stammspieler, habe im Derby gegen das Nachbardorf mit 39 Grad Fieber und Röteln gespielt, um mein Team zu supporten. Dann kommt so ein Trainer, der die Lust am Fußball nimmt? Das werde ich nie vergessen, so darf kein Trainer sein. Ansonsten erinnere ich mich noch an ein Pokalspiel, in dem ich in der letzten Minute beim Spielstand von 1:2 einen Elfmeter schießen musste. Ich war mir sehr sicher, ballerte den Ball aber neben das Tor. Ich habe mich geschämt, aber das gesamte Team kam. Wir haben gemeinsam verloren, weil wir bei beiden Gegentoren gepennt haben. Seitdem weis ich: United we stand.
Das-Run.de: Und zu guter Letzt noch die Frage nach der Zukunft deiner sportlichen Karriere. Wie soll es weitergehen?
Jörn Janssen: Erstmal möchte ich die Schiri-Saison verletzungsfrei beenden. Dann möchte ich den Lauftest für die A-Klasse machen und auch in der kommenden Saison ohne Verletzungen bleiben. Ab einem gewissen Alter merkt man es nämlich, wenn man zwei oder drei Spiele an einem Wochenende gepfiffen hat. Solange meine Knochen das mitmachen, pfeife ich weiter. Ein Ziel ist es, spätestens in der kommenden Saison, mit meinem geschätzten Schiri-Kollegen Marcus Diethert (pfeift für den VfL Oberbieber, Anmerkung der Redaktion) und einem weiteren Kollegen im Gespann eine Partie zu leiten. Marcus ist, auch wenn er gleich alt ist, noch mehr in Bewegung auf dem Feld. Ich gehe freiwillig an die Linie.
Das-Run.de: Jörn, dann bedanken wir uns bei dir für deine Zeit und das wirklich tolle und vor allem thematisch facettenreiche Interview. Wir wünschen dir als Schiedsrichter weiterhin gut Pfiff und als Jugendleiter der SG 99 Andernach viele nachhaltige Entscheidungen. Jörn Janssen: Vielen Dank für die Anfrage und die Möglichkeit, mit euch ein Interview zu führen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, wir sehen uns mal auf einem der vielen Sportplätze.